Ladislaus H. Reisinger (1926-1990)

ein Vater wurde 1926 in Käsmark in der Zips geboren.  Dort wuchs er auf und machte eine Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten bei den Skoda-Werken in Dubnica.

Nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges, der Internierung im Lager in Nehre/Zips und der Ausweisung in die Sowjetische Besatzungszone (Juni 1946), kam er im Rahmen der Familienzusammenführung 1947 nach Fulda. Dort lebte und arbeitete er bis 1960.

Januar 1961 heiratete er Agnes Honekamp und zog nach Ahaus in Westfalen.

In den 1960er Jahren begann auch seine künstlerische Tätigkeit:

Es entstanden einige Strohbilder, eine Art Intarsientechnik, die er aus seiner Heimat - der Zips - kannte.


Strohbilder

Dann begann er zu malen, als Autodidakt. Zunächst kopierte er Gemälde alter Meister, die ihn besonders ansprachen. Später kompilierte er Bilder - vor allem Blumen - zu eigenen Stillleben. Insgesamt hat er im Laufe seines Lebens ca. 40 Ölgemälde geschaffen, die nachfolgend aufgeführt sind.

 

Ostergrüße, Ende 1950er Jahre
Ostergrüße, Ende 1950er Jahre

Engel, 32 x 22 cm
Engel, 32 x 22 cm

Aus einfachen Strohhalmen wurden diese Bilder nach Vorlagen gefertigt.

Dabei wurde das Stroh solange der Hitze des Bügeleisens ausgesetzt, bis es die entsprechende Brauntönung erhielt, um in die Vorzeichnung kontrastreich eingesetzt werden zu können.

Der Engel war in den 1960er Jahren ein beliebtes Motiv auf Totenzetteln, von dem es mein Vater übernommen hat. Dieser Engel hing immer in meinem Zimmer, so dass ich ihn als Kind als persönlichen "Schutzengel" betrachtete.

Die drei Bilder entstanden in den 1960er Jahren und haben die gleiche Größe.


Christopherus, 32 x 22 cm
Christopherus, 32 x 22 cm
Eugen Altrogge, Hl. Christopherus
Eugen Altrogge, Hl. Christopherus

s.o.

Meinem Vater diente der Druck des Bildes Christopherus (Christusträger seid Ihr) von Eugen Altrogge (*1919-1943 verschollen) als Vorwurf für sein Strohbild.



Stillleben

Das Gemälde hing zuerst im Wohnzimmer und später im Esszimmer.

In den frühen 1970er Jahren, als das Bild "umzog" bekam es einen neuen Hintergrund, diesmal in blau-grauen Tönen.



Stillleben nach Breughel, Mitte 1960er Jahre, 63 x 44 cm, Privatbesitz
Stillleben nach Breughel, Mitte 1960er Jahre, 63 x 44 cm, Privatbesitz

Nachdem sein erstes Gemälde mit Sonnenblumen vollendet war, setzte er ein in den 1960er Jahren häufig gedrucktes Blumenstillleben um.

Es handelte sich dabei um ein Stillleben von Jan Brueghel d. Ä. mit dem Titel Blumen in blauer Vase.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Stillleben, 1970er Jahre, 29 x 39 cm
Stillleben, 1970er Jahre, 29 x 39 cm

Das Stilleben mit einem Kruzifix von Jan Davidz. de Heem (1606-1683?) war die Vorlage für das nebenstehende Gemälde, dass er in den 1970er Jahren malte. Es handelt sich hierbei um einen Ausschnitt, die Blumen betreffend.

 

 

 

 

 

 


Das Stillleben entstand Anfang der 1970er Jahre und stellt eine Kompilation verschiedener Motive dar. Mitte der 1970er Jahre schenkte er es mir mit einem Rahmen. Die Blumenvase entstammt dem Gemälde Blumenstrauß in chinesischer Vase von Pierre Binoit (um 1590-1632), während die Blumen von meinem Vater eigens "zusammengesteckt" wurden.

 

 


Stillleben, 1970/80er Jahre, 39 x 30 cm
Stillleben, 1970/80er Jahre, 39 x 30 cm

Die Grundlage für das Stillleben bildete das Blumenstilleben von Jacob van Walscapelle (1644-1727), das sich im Victoria and Albert Museum in London befindet.


Stillleben, 1980er Jahre
Stillleben, 1980er Jahre

Die Vorlage dieses Gemäldes lieferte ein Stillleben des niederländischen Malers Jan van Huysum (1682-1749).


Das Stillleben malte mein Vater für mich als Weih- nachtsgeschenk in den 1980er Jahren.

Die unteren Partien des Bildes sind dem Blumenstrauß von Jan Davidz. de Heem (1606-1683?) entnommen, das sich in der Gemäldegalerie Dresden befindet.




Für seine beiden Söhne malte er ein fast identisches Motiv: Rechts das etwas größere Gemälde mit einer Brombeerranke im Vordergrund für den älteren Sohn und links das zweite mit Erbsenschoten für den jüngsten Sohn.

Das Gemälde mit dem Titel Blumenvase malte Jan Davidsz. de Heem (1606-1683 ?) um 1645. 

Die von meinem Vater gemalten Bilder sind im Format wesentlich kleiner: in der Höhe sind diese ca. 50 cm bzw. 40 cm. Während das kleinere Bild eine Kopie darstellt, sind bei dem größeren stärkere Abweichungen festzustellen.


Sommerblumen, um 1980, 50 x 40 cm
Sommerblumen, um 1980, 50 x 40 cm

Das Gemälde ist das einzige, dass mein Vater auf Leinwand malte.

Es war eine Auftragsarbeit des damaligen katholischen Pfarrers in Ahaus und entstand in enger Absprache mit ihm. Die Sonnenblume als Motiv stand dabei im Vordergrund.

 

 

 

 

 

 

 



Stillleben mit Delfter Vase, Mitte 1980er Jahre, 32 x 25 cm
Stillleben mit Delfter Vase, Mitte 1980er Jahre, 32 x 25 cm
Stillleben mit Delfter Vase, Mitte 1980er Jahre, 37 x 27 cm
Stillleben mit Delfter Vase, Mitte 1980er Jahre, 37 x 27 cm

Die "Blumen" - links zu sehen -  bekam meine Mutter zu Weihnachten geschenkt.

Die Delfter Vase entstand nach der Vorlage des Gemäldes von Jan Brueghel d.Ä. (1568-1625), Blumenstrauß (Madrid, Prado). Die gleiche Vase malte er mit einem anderen Blumenstrauß etwas größer im Format etwa zur gleichen Zeit.

 


Stillleben, 28 x 22 cm
Stillleben, 28 x 22 cm
Stillleben
Stillleben

Das Motiv malte mein Vater drei Mal in leicht veränderter Farbgebung.

Das Motiv ist ein Detail des Gemäldes von Johannes Bosschaert, Blumenvase mit Fruchtschale, 1626 (Privatbesitz). Eine Abbildung findet sich im Katalog Stillleben in Europa, 1979.


Stillleben mit Maiskolben, Ende 1980er Jahre, 42 x 31 cm
Stillleben mit Maiskolben, Ende 1980er Jahre, 42 x 31 cm

Dieses Gemälde hat mein Vater für sich selbst gemalt.

Es beruht auf der Gemäldevorlage von Abra-ham Mignon (1640-1679) Blumenstillleben mit zwei Maiskolben.

 

 

 

 

 


Stillleben, Ende 1980er Jahre, 18 x 26 cm
Stillleben, Ende 1980er Jahre, 18 x 26 cm

In kleinerem Format malte er das Bild noch ein Mal in abgeänderter Weise.


Stillleben, 1980er Jahre
Stillleben, 1980er Jahre

Die Skizze diente meinem Vater als Vorzeichnung für zwei Gemälde, die er in zwei unterschiedlichen Farbnuancen (brauner und grüngetönter Hinter-grund) in verschiedenen Größen malte.

Die Skizze habe ich im Nachlass gefunden und ei- nige unvollendete Stellen leicht retuschiert, um sie aufzuhängen.

 

 

 

 

 


Stillleben, 1980er  Jahre (Privatbesitz)
Stillleben, 1980er Jahre (Privatbesitz)

Der Blumenstrauß wurde "gesteckt" aus vielen Blumen ...


Sommerblumen, 1980er Jahre, 23 x 20 cm.
Sommerblumen, 1980er Jahre, 23 x 20 cm.

Dieses Motiv entstand aus einer Wette heraus, bei der mein Vater ein Mal ein Bild mit hellem Hintergrund malen sollte.

Er bevorzugte eigentlich, wie man anhand der oben zu sehenden Werke klar erkennen kann, den dunklen Hintergrund, der für die holländischen Meister kennzeichnend ist.

Obstschale mit Krug, August 1989, 36 x 46 cm.
Obstschale mit Krug, August 1989, 36 x 46 cm.

"Das Oelgemälde / Komposition / ist von 2 Stilleben alter Meister. Die Vorlage erwarb ich anläßlich / eines Museumsbesuches vom Westf. / Landesmuseum Münster, Stilleben in Europa. / Es wurde feine Lukas Studio Künst-/leroelfarben in Tuben benutzt. / Zum Vermalen einen Classico Studio // Pinsel Nr.4 und zum intensiven Nach-/malen 6 Stck. da Vinci-Nova synth. / Nr.00. Ahaus im August 1989 Ladislaus Reisinger."

Den Text schrieb er in der sog. gotischen Schrift, die er sehr liebte. 

Eine der Bildvorlagen ist das Stillleben von Johannes Bosschaert, Blumenvase mit Fruchtschale, 1626 (Privatbesitz). Eine Abbildung findet sich im Katalog Stilleben in Europa, 1979. Es ist zudem das zweite Gemälde, das er im Querformat malte.

 

Skizzen und unvollendete Werke

Rosen, Skizze, 39 x 29 cm
Rosen, Skizze, 39 x 29 cm

Rosen
Rosen

Dieses Gemälde malte mein Vater in der sog. grünen Variante (auf dem Foto nicht so deutlich), d. h. der Hintergrund ist hier in grünen Tönen gemalt. Das Bild befindet sich in den USA in Privatbesitz.

Das gleiche Motiv mit in Brauntönen gehaltenem Hintergrund befindet sich in Ungarn in Privatbesitz.

 

 

 

 

 

 


Stillleben unvollendet, 1989, 27 x 15 cm
Stillleben unvollendet, 1989, 27 x 15 cm

Dieses Gemälde begann mein Vater, als er von seiner unheilbaren Krankheit erfahren hatte. Er wollte kein großes mehr beginnen, aber auch nicht auf die Malerei, die ihm so viel gab, verzichten.

Das Gemälde blieb in dem Zustand, den es hatte, als er 1990 starb.

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Motive nach Bartolomé Esteban Murillo

Es waren die Gemälde mit den einfachen und armen Kindern von Bartolomé Esteban Murillo (1617-1682), die meinen Vater besonders ansprachen.

Die nachfolgenden Gemäldevorlagen schuf Murillo in der Zeit von 1670 bis 1675: Die Pastetenesser, Die Würfelspieler und Die Geld zählenden Obstverkäufer alle in München, Alte Pinakothek.

Pastetenesser nach B. E. Murillo, Anfang 1970er Jahre, 34 x 25 cm
Pastetenesser nach B. E. Murillo, Anfang 1970er Jahre, 34 x 25 cm
Würfelspieler nach B. E. Murillo, erste Hälfte 1970er Jahre, 41 x 31 cm
Würfelspieler nach B. E. Murillo, erste Hälfte 1970er Jahre, 41 x 31 cm


Die kleine Obsthändlerin nach B. E. Murillo, Mitte 1970er Jahre, 49 x 40 cm
Die kleine Obsthändlerin nach B. E. Murillo, Mitte 1970er Jahre, 49 x 40 cm

Das Motiv der kleinen Obstverkäufer malte er in vier verschiedenen Größen und Farbnuancen.

Diese Version unten links schenkte mein Vater seiner Schwester Lenke, die in den USA lebte "Zur Erinnerung, Ahaus, 19.04.1989. Ladislaus Reisinger" anlässlich ihres letzten Besuches.

 

 

Dem Gemälde unten rechts liegt eine kältere Farbgebung zugrunde. 

Die kleine Obsthändlerin nach B. E. Murillo, 80er Jahre (hier Detail)
Die kleine Obsthändlerin nach B. E. Murillo, 80er Jahre (hier Detail)
Die kleine Obsthändlerin nach B. E. Murillo, 35 x 25,9 cm
Die kleine Obsthändlerin nach B. E. Murillo, 35 x 25,9 cm


Madonna nach B. E. Murillo, Mitte 1970er Jahre, 41 x 30 cm.
Madonna nach B. E. Murillo, Mitte 1970er Jahre, 41 x 30 cm.

Das Gemälde Madonna mit Kind schuf Murillo um 1674/75.




Motiv nach Rembrandt

Dienstmädchen mit Besen nach H. v. R. Rembrandt, 1980er Jahre, 40 x 30 cm
Dienstmädchen mit Besen nach H. v. R. Rembrandt, 1980er Jahre, 40 x 30 cm

Ein Motiv, das gern auf Kalendern holländischer Meister abgebildet wurde, sollte mein Vater für eine Bekannte malen. Das Ge- mälde ist sein  erster Versuch, den er für sich behielt.

Die andere Version bekam seine Bekannte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Motive nach fotografischen Vorlagen

Salzburg mit Selbstportät, 1970er Jahre, 31 x 23 cm.
Salzburg mit Selbstportät, 1970er Jahre, 31 x 23 cm.
Ramsau, 1970er Jahre, 33 x 23 cm
Ramsau, 1970er Jahre, 33 x 23 cm

Die beiden vorstehenden Gemälde entstanden von zwei Diapositiven, die auf der Hochzeitsreise meiner Eltern 1960 entstanden.


Wasserschloss Gemen, 41 x 30 cm
Wasserschloss Gemen, 41 x 30 cm
Vorlage Foto
Vorlage Foto

Nach einem selbst gemachten Foto entstand dieses Gemälde des westfälischen Wasserschlosses Gemen in Kreis Borken Mitte der 1980er Jahre.


Neuschwanstein, 1970er Jahre, 30 x 20 cm
Neuschwanstein, 1970er Jahre, 30 x 20 cm

Ebenfalls nach einem Diapositiv entstand das Gemälde.

 

 

 

 

 

 

 


Bauer mit Pferd
Bauer mit Pferd

Bei seinen Radtouren lernte mein Vater manchen Bauern kennen. Dieser Bauer wusste, dass mein Vater malte und bat ihn, ihn mit seinem Pferd zu fotografieren und zu malen.


Münsterländischer Bauernhof, Skizze, Öl/Malpappe, 35,5 x 27,3 cm
Münsterländischer Bauernhof, Skizze, Öl/Malpappe, 35,5 x 27,3 cm
Vorlage - Foto
Vorlage - Foto

Auf seinen zahlreichen Fahrradtouren rund um Ahaus fotografierte mein Vater häufiger Motive, die ihn ansprachen. So auch diesen idyllisch gelegenen Hof. Ihn interessierte hier besonders die Licht und Schattenwirkung. Nebenstehendes Foto zeigt ihn beim Malen dieses Bildes: in der linken Hand mehrere geöffnete Farbtuben, den Pinsel in der rechten Hand, vor ihm das Bild und links davon die Vorlage als Foto. Das alles geschah am Tisch im Esszimmer ... 

Motiv, der anderen Art ...

Dieses Motiv fand sich auf Einkaufstaschen eines Geschäftes. Es sprach meinen Vater an, weil es ihn an seine Jugendjahre in der Zips in Käsmark erinnerte, an die Beschaulichkeit, die mit einem solchen Einkauf verbunden war. Man kannte sich ...

Auf Bitten einer seiner Schwägerinnen malte mein Vater in den 1970er Jahren ein Bild, dass einen Jungen mit Lederhose und Filzhut zeigte, der eine "Rute" hielt. Neben ihm stand ein Igel.

Leider habe ich keine Abbildung von diesem Bild, da es sich in Privatbesitz befindet.

Die Vorlage dafür dürfte wohl von der Malerin und Nonne Berta Hummel (Schwester Maria Innocentia Hummel OSF(1909-1946) einer Franziskanerin) stammen, die für ihre Zeichnungen und Malereien bekannt war.